Schematherapie

Schematherapie Schematherapie ist eine innovative Form der Psychotherapie, die sich aus der systematischen Synthese verschiedener Psychotherapieformen (Tiefenpsychologie, kognitive Verhaltenstherapie, Gestalttherapie, Transaktionsanalyse und KIP) und moderner Hirnforschung entwickelt hat. Sie wurde von Jeffrey E. Young begründet.

Unter Schemata werden in der Kindheit erworbene emotionale und kognitive Grundannahmen verstanden, die sich aus universellen menschlichen Bedürfnissen entwickeln. Werden diese Bedürfnisse nicht erfüllt, so entstehen lebensbestimmende, belastende Schemata oder „Lebensfallen“, die unser Selbstbild, unsere Beziehungen und Lebensentscheidungen tiefgreifend beeinflussen. Diese Schemata oder „Lebensfallen“ können in der Kindheit und Jugend durchaus sinnvolle Reaktionen auf die damaligen Lebensbedingungen gewesen sein, sie werden jedoch problematisch, wenn sie auch dann noch angewandt werden, wenn die eigentlichen Ursachen gar nicht mehr vorhanden sind. Momentan werden 19 Schemata unterschieden, von denen meist mehrere bei jedem (!) Menschen aktiv sind:

Emotionale Vernachlässigung, im Stich gelassen, Misstrauen / Missbrauch, Isolation, Unzulänglichkeit/Scham, Unattraktivität, Erfolglosigkeit/Versagen, Abhängigkeit, Verwundbarkeit, Verstrickung/unentwickeltes Selbst, Unterordnung, Aufopferung, Emotionale Gehemmtheit, unerbittliche Ansprüche, Besonders sein, ungenügende Selbstkontrolle, Beachtung suchen, Negatives hervorheben und Strafneigung.

Wurde ein Mensch als Kind zum Beispiel oft allein gelassen oder zurückgewiesen, entsteht das Schema der „Verlassenheit“. Die daraus entwickelte Bewältigungsreaktion könnte sein, dass der Mensch als Erwachsener sich an andere Menschen anklammert, aus Angst verlassen zu werden.

Die Schematherapie kann helfen, diese Lebensfallen zu erkennen, zu durchschauen und aktiv an ihrer Veränderung zu arbeiten. Vieles, was uns an unserem eigenen Erleben und Verhalten unverständlich oder „neurotisch“ erscheint, macht Sinn, wenn wir die Umstände und die dahinter liegende Geschichte verstehen, unter denen es entstanden ist. Und wenn wir verstehen, was wir damals gebraucht hätten, dann haben wir den Schlüssel, wie wir heute diese belastenden Lebensmuster beeinflussen könnten. Als Kinder waren wir der Situation schutzlos ausgeliefert, als Erwachsene sind wir in der Lage, uns selbst beizustehen – aber nur wenn wir verstehen, in welchen Mustern wir gefangen sind und welche Haltung uns selbst gegenüber förderlich ist.

Vorgehen
Vor dem Streben nach Veränderung steht das Bemühen um ein tiefes Verstehen der Entwicklungsgeschichte eines Menschen und seiner aktuellen Schwierigkeiten. Deswegen werden zunächst die relevanten Schemata bzw. Modi identifiziert, die bewirken, dass man leidet. Grundannahmen und das Vorgehen der Schematherapie werden erläutert. Mithilfe von Fragebögen werden die belastenden Schemata identifiziert und im Gespräch überprüft.

Nach diesem Prozess wird mit folgenden Interventionsprinzipien gearbeitet:

  1. die Beziehung zwischen Therapeuten und Klient
  2. Erlebnisorientierte Interventionen und imaginative Verfahren
  3. Kognitive Interventionen
  4. Unterbrechung maladaptiver Muster

Schematherapie kann bei Depressionen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen eingesetzt werden.

Bildnachweis: Christian König