Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Tiefenpsychologie Praxis KoenigTiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist eine moderne Methode der Psycho-therapie, die auf den Grundgedanken der Psycho- analyse basiert. Sie ist eine Schulrichtung der Psychologie, die von Sigmund Freud, Alfred Adler und Carl Gustav Jung begründet wurde.

Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass die Ent- wicklung der Persönlichkeit im Wesentlichen durch Er- fahrungen während der Kindheit und Jugend geprägt wird und dass wir in Konfliktsituationen dazu neigen, diese alten und oft unge- eigneten Beziehungs- und Erfahrungsmuster zu wiederholen. Dadurch entwickeln sich sowohl Einschränkungen als auch neurotische Symptome, psychische und psychosomatische Erkrankungen. Man versucht daher diesen unbewussten Konflikt bewusst zu machen, die Erfahrungen aus der individuellen Geschichte wieder bewusst und emotional erinnerbar zu machen („Aussöhnung mit dem inneren Kind“), und löst damit die Symptomatik auf, heilt die Problematik. Zentrale Annahmen dieses Ansatzes sind:

  • Wichtige Teile des Seelenlebens sind unbewusst und werden durch innerseelische Abwehr von der bewussten Wahrnehmung ferngehalten.
  • Frühe Erfahrungen sind für die Persönlichkeit und auch für die Entstehung seelischer Probleme prägend.
  • Durch geeignete Methoden können bisher im Unbewussten destruktiv wirkende Erfahrungen bewusst gemacht und verarbeitet werden.

Tiefenpsychologie wird meistens gleichbedeutend mit Psychoanalyse gebraucht, d.h. man könnte auch von psychoanalytisch orientierter Psychotherapie sprechen. Ist tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie also das gleiche wie Psychoanalyse? Nein, beide Verfahren beziehen sich zwar auf einen gemeinsamen theoretischen Hintergrund – die Psychoanalyse (-theorie) – unterscheiden sich aber in Form, Dauer und Ziel der Behandlung. Die Psychoanalyse zielt auf die Behandlung und Veränderung der gesamten Persönlichkeit, findet (meistens) im Liegen auf der schon sprichwörtlichen Couch statt und dauert mehrere Jahre bei mehreren Behandlungsterminen pro Woche.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie findet im Sitzen statt, braucht in der Regel ca. 25 – 150 Sitzungen zu je 50 Minuten. Sie findet meist wöchentlich oder 14-tägig statt, verteilt auf sechs Monate bis zu 2 Jahren. Das Ziel ist die Bearbeitung umschriebener Konflikte (z.B. bei einer Depression: oft die Thematik Abgrenzung und Durchsetzung eigener Bedürfnisse).

Gegenüber der psychoanalytischen Behandlung werden in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie Themenbereiche fokussiert, die mit dem aktuellen Problem eng verbunden sind. Durch erlebnisaktivierende Methoden wie Imaginationsübungen, aktive Beziehungsklärung oder konkrete Aufgaben im Alltag kann die Bewusstwerdung bisher unbewusster seelischer Inhalte gefördert werden. Es kommt zu einer eher aufbauenden, partnerschaftlichen Ebene in der Kommunikation, die dem Klienten Gelegenheit gibt, den Therapeuten „im Auge“ zu behalten und sich von dessen Reaktionen zu überzeugen.

Für eine kurze Einführung in die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sind drei Begriffe zu nennen:

  1. Das Unbewusste: Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass es neben dem bewussten Teil unserer Seele auch Dimensionen gibt, die uns nicht bewusst sind, aber dennoch wirksam sind und Einfluss auf unser inneres und äußeres Erleben und Handeln haben. Die Behandlung zielt darauf ab, einen Teil dieses Unbewussten erkennbar zu machen, um Ihnen eine bessere Erkenntnis und Befriedigung Ihrer Bedürfnisse zu ermöglichen.
  2. Die Übertragung: Eine bestimmte und Art und Weise der Kontaktaufnahme zu anderen Menschen und deren Bewertung ist typisch für jeden von uns. Wir entwickeln in unserer Kindheit und Jugend „Beziehungsmuster“ durch die Auseinandersetzung mit unseren Eltern und/oder anderen wichtigen Bezugspersonen und neigen dazu, Beziehungen, die wir in unserem späteren Leben zu weiteren Menschen aufnehmen, nach den gleichen Mustern zu organisieren. Auch die Beziehung zum Psychotherapeuten wird unbewusst so gestaltet, wie wir es schon immer gemacht haben. In der Therapie wird versucht, diese Muster zu erkennen und bewusst zu machen, um eine größere Variationsbreite des Verhaltens zu ermöglichen und zu verhindern, dass man immer wieder die gleichen Fehler macht. In der tiefenpsychologisch fundierten Therapie wird die Übertragung beachtet und genutzt, ist aber nicht das einzige, meist nicht mal das wichtigste Mittel der Behandlung.
  3. Zweizeitige Entwicklung Ihres Problems/Symptoms: Eine bestimmte Einstellung oder ein bestimmtes Verhaltens- oder Beziehungsmuster, das in der Kindheit entwickelt wurde, machte zu diesem Zeitpunkt Sinn und wurde ins Verhaltensrepertoire einer Person aufgenommen. Mit diesem Verhalten kommt der Mensch recht gut durchs Leben bis er auf eine Situation trifft, wo er dieses Verhalten zwar wieder anwendet, es aber unpassend ist und deshalb Schwierigkeiten verursacht. Es kann aber nicht so ohne weiteres abgelegt werden und es kommt plötzlich oder allmählich zur Entwicklung von Problemen, weil das angestrebte Ziel nicht erreicht werden kann. Die Wurzel des Verhaltensmusters liegt also in der Vergangenheit, der krankmachende Effekt hingegen in der Gegenwart. Die Therapie zielt darauf ab, Ihnen u.a. auch diesen Zusammenhang bewusst zu machen, damit Sie ein besser passendes Verhalten entwickeln können.

Bildnachweis: Christian König